Diese Woche hat ja wirklich verrückt angefangen…
Mein Tag startete eigentlich ganz normal. Ich war im „Backoffice“ eingeteilt, wo die Bücher ankommen, eingearbeitet werden und ihre Signaturschilder bekommen. Auch andere Arbeiten werden hier erledigt. Schon am Vormittag hörten meine Kollegin und ich von dem Vorfall in der Straßenbahn, aber viel Information wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht, also arbeiteten wir erst einmal (mit leicht mulmigem Gefühl) weiter. Erst als wir nach der Mittagspause von unserem Spaziergang zurückkehrten, bekamen wir die Ausmaße der Situation wirklich zu spüren. Der/Die Angreifer war noch auf der Flucht. Die Uni wurde komplett dicht gemacht, alle Eingänge abgeschlossen und nur am Haupteingang wurden alle ankommenden Studenten und Mitarbeiter kontrolliert und ins Gebäude gelassen. Von da an wurde alle halbe Stunde eine Durchsage gemacht, in der geraten wurde, das Gebäude nicht zu verlassen und auch keine öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.
Als gegen 17 Uhr der Feierabend näher rückte, kam schon das nächste Problem auf uns zu. Das Gebäude durfte man zwar schon wieder verlassen, aber ab dem frühen Nachmittag wurde der komplette Verkehr eingestellt. Theoretisch sollten zwar ab 18 Uhr die Busse wieder fahren, aber noch kam man nicht wirklich weg. Sicher war man auf den Straßen ja vielleicht auch noch nicht, denn der Angreifer war ja noch gar nicht gefasst. Also was tun? Ich wollte zuerst einmal abwarten, ob mein Bus irgendwann vielleicht doch kommen würde. Die Kollegen machten sich auch schon Sorgen.
Schließlich schlug eine Kollegin vor, ich könnte doch erstmal mit zu ihr nach Hause kommen, sie wollte mich eh mal zum Abendessen zu sich einladen, da ich mich sicher etwas einsam in einem fremden Land fühle und unter den gegebenen Umständen sei es doch sicherer für mich nicht allein nach Hause zu laufen. Also stimmte ich zu und ich durfte mit meiner Kollegin, ihrem Mann und ihren drei Kindern zu Abend essen. Als wir bei ihr ankamen, hörten wir in den Nachrichten, dass der Angreifer gefasst wurde. Da war ich wirklich sehr erleichtert. Beim Essen war ich erstaunt, wie gut die Kinder Englisch sprechen konnten, was bei bilingualem Unterricht wohl kein Wunder ist. Nach dem Abendessen und interessanten Gesprächen, fuhr mich meine Kollegin nach Hause. Ich war wirklich froh und sehr dankbar an diesem Abend nicht allein sein zu müssen und so eine freundliche Familie um mich herum zu haben (sowie zwei 7 Monate alte Katzen, die unglaublich zutraulich und kuschelig waren).
Durch die Gastfreundschaft meiner Kollegin hatte ich schließlich doch noch einen schönen Abend und kam sicher zuhause an. Herzlichen Dank dafür!
Wäre diese ganze Sache in meiner Heimatstadt passiert, wäre diese Tat genauso schrecklich gewesen, aber ich hätte mich in meiner vertrauten Umgebung doch sicherer gefühlt, als in einer mir noch fremden Stadt…
Mit so einem verrückten und furchtbaren Montag haben wir alle nicht gerechnet. Mein Mitleid an die Opfer dieser schrecklichen Tat…
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